Sagen um Asterode 



Die geisternde Zigeunerin

Zwischen Asterode und Neukirchen liegt die Walpersbach. Dort ist einst eine Zigeunerin unter einem Baum lebendig begraben worden. Ihre arme Seele findet keine Ruhe im Grabe; um Mitternacht geht sie unter jenem Baume um. 

Als noch die Postkutsche zwischen Neukirchen und Oberaula verkehrte, ist die Zigeunerin auch dem Postillion erschienen. Plötzlich blieben die Pferde stehen und waren nicht vom Fleck zu bewegen; eine Hundemeute kreiste die Postkutsche in und heulte zum Steinerweichen, und aus der Erde erhob sich ein goldener Sarg und stellte sich quer über die Straße. Erst als die Geisterstunde vorüber war verschwand der Spuk, und der Postillion konnte weiterfahren.

 
Der Klausborn
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Auf dem Grund des Klausborns bei Asterode liegt ein Schatz. Zwei Männer unternahmen es einst, denselben zu heben. Schon glänzte ihren Augen das gleißende Gold entgegen, und sie sahen sich bereits als gemachte Leute, als unversehens dem Born ein Hahn entstieg. Der trug einen Heubaum im Schnabel und krähte, indem er die Schatzgräber scharf ansah: „Euch kriegnen wir schon!“ Da vergaß einer der beiden, dass man beim Schatzsuchen schweigen muss und sagte trotzig:“ Mich kriegst du noch lange, lange nicht!“ Ach, hätte er doch seinen Mund halten können! Denn augenblicklich sauste der Schatz wohl hundert Klafter tief in die Erde zurück. Da ruht er bis auf den heutigen Tag und wartet auf solche Leute, die sich vom Bösen nicht an der Nase herumführen lassen.
 
Der Schlangenkuss
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Ein Schäfer hütete am Burgberg bei Asterode seine Schafe. Da erschien ihm eine weiße Jungfrau und bat ihn, er möge doch am anderen Tage wiederkommen und seinen Jungen mitbringen. Dann wollte sie in Gestalt einer Schlange erscheinen und dem Jungen einen Kuss geben. Aber der Junge dürfe dabei nicht zusammen zucken, sonst geschehe ein großes Unglück. 
Des anderen Tages stellten sich der Schäfer und sein Sohn richtig ein. Da kam die Jungfrau als Schlange dahergekrochen und ringelte sich an dem Jüngling empor, um ihn zu küssen. Doch bei der eiskalten Berührung konnte er sich eines heftigen Schauders nicht erwehren. Da stieß die Schlange einen herzzerreißenden Schrei aus, der durch Mark und Bein ging, fiel herunter zur Erde und jammerte: „Nun werde ich nicht eher befreit, bis ein Vögelchein eine Eiche pflanzt und aus dem Holz der Eiche eine Wiege angefertigt wird. Das Kind, das zuerst in der Wiege liegt, soll mich erlösen.“
 
Der taube Jäger
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Wenn an Winterabenden der Wind und das Wetter so recht toben, dann zieht der „Taube Jäger“ durchs Land. In der Spinnstube in Asterode waren die Mädchen um das kleine Öllicht versammelt, als der Sturm wütend an den Fensterscheiben rüttelte und das Bellen von Hunden und das Johlen und Juchzen von Jägern zu vernehmen war. Die Mädchen rückten näher zusammen und flüsterten: “Der Taube Jäger...“ 
Einmal kamen sie gerade aus der Spinnstube, als das wilde Heer vorüberzog. Da neckten sie: „Tauber Jäger, Tauber Jäger!“ Gleich antwortete aus der Ferne ein Rufen und ein Hetzen, die Erde erdröhnte, Äste brachen krachend von den Bäumen. Der Taube Jäger kam wütend durch die Luft gesaust und sieben Hunde rannten hinter ihm her. Hätten sich die Mädchen nicht sofort in das offenstehende Backhaus geflüchtet, wären sie sicher ums Leben gekommen.
 
Anfang
Gedicht v. J. Herdt
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